ADELIGES KLOSTER PREETZ

Tafelbilder

Der Ruhm der Preetzer Klosterkirche ist das Chorgestühl, das größte gotische in Norddeutschland, ursprünglich angelegt für 70 Nonnen, jedoch für die evangelischen Stiftsdamen barock verändert. Gut erhalten, wenn auch z. T. ergänzt, ist die Westseite, gearbeitet um 1335/40 wohl vom Meister des Gestühls der Lübecker Katharinenkirche: eine Reihe von 11 Sitzen mit dem der Priörin in den Mitte, darüber vorkragende Baldachine mit Wimpergen, reichen Maßwerkfüllungen, Blattranken und Prophetenmedaillons, eine Mustersammlung des gotischen Maßwerks dieser Zeit. Ähnlich waren auch die beiden etwas später, um 1360/70, entstandenen Längsseiten gestaltet, von denen die Rückwände (Dorsale) und die östliche Wange mit der Darstellung von Nonnen, Priestern und wohl einem Stifterpaar erhalten sind. Um 1490 ließ die Priörin Anna von Buchwald die Dorsalfelder hinter den Sitzen bemalen. Es handelt sich um insgesamt 137 Tafelbilder, die als so genannte „Bilderbibel“ in zwei Reihen übereinander angeordnet sind und durch Schriftbänder getrennt werden. (Text: Dr. Christian Stocks)

Tafelbilder des Nonnenchors

Immer wieder sind die Tafelbilder des Nonnenchors der Klosterkirche als Gesamtkunstwerk und Schatz bezeichnet worden. Sie entstanden Mitte des 17. Jahrhunderts. Es hatte bereits um 1490 eine Bemalung der Holztafeln von einem Lübecker Maler, Meister Peter Marquard, gegeben, von der sich an schwer zugänglicher Stelle wohl noch ein Bild erhalten hat. Und es ist noch zu erkennen, dass seine Bilder als Unterschriften lateinische Verse in Minuskeln hatten. Warum um 1650 herum von der Priörin des Adeligen Klosters eine Neugestaltung in Auftrag gegeben wurde, wissen wir nicht und kennen auch nicht den Namen des Malers. Von den ursprünglich 148 Tafelbildern sind noch 137 erhalten.

Die Komposition der Bilder legt nahe, dass es ein Gesamtkonzept gab. Man kann inhaltliche Gemeinsamkeiten wie auch Unterschiede zwischen den Bildern aus dem 15. und 17. Jahrhundert entdecken. Und wahrscheinlich haben auch die Zeitläufe Einfluss auf die Bildgestaltung genommen, da einzelne Darstellungen an die Entstehungszeit erinnern, als Dänemark und Schweden um die Vormachtstellung im Ostseeraum rangen und die Menschen im Herzogtum Holstein und hier in Preetz unter Plünderungen, Brandstiftungen, Gewalt, Kontributionen und Einquartierungen litten.

Ein unverstellter Blick auf alle Tafelbilder ist nicht möglich, da wenige Jahrzehnte nach ihrer Entstehung vor die bemalten Holzwände Logen für die Stiftsdamen gesetzt worden sind. Aber man kann die Bilder durch die Fenster der Logen gut betrachten. Sie werden von Verssprüchen in mittelniederdeutscher Sprache begleitet und zeigen einen Bilderzyklus, der ausgewählte Szenen der Bibel darstellt und deutet und auch Szenen und Personen aus der kirchlichen Tradition hinzufügt. Überraschend sind die warmen Farben und die ausdrucksvollen Bewegungen der Gestalten, mit denen uns die biblische Botschaft und die Glaubensüberzeugungen der Kirche vermittelt werden sollen.

An der Südwand sind nach einigen Darstellungen zur Schöpfung der Welt in der oberen Reihe Bilder zur Heilsgeschichte Jesu Christi von der Ankündigung der Geburt bis zur Auferstehung zu sehen. In der unteren Reihe ist dabei unter jede Szene des Neuen Testaments ein Bild aus dem Alten Testament gestellt, das als Vorbote verstanden wurde. Diese Art und Weise, die Bibel zu verstehen, wird als typologische Auslegungstradition bezeichnet. An der Nordwand werden Erzählungen des Alten Testaments dargestellt, in der oberen Reihe von der Sintflut bis zur Salbung Sauls zum König, in der unteren Reihe von König David bis zu den Makkabäern, dazu am Ende der Reihe einige Theologen der frühen Kirche. An der schmalen Westwand haben wir in der Mitte ein Dreifaltigkeitsbild, das vermutlich aus dem 14. Jahrhundert stammt, und seitlich einige Apostel, besonders aber die Propheten des Alten Testaments. Sie helfen uns beim Verstehen von Gottes Wort, rufen uns auf zu Mitgefühl, Hoffnung und Frieden und weisen auf den verheißenen Messias hin. (Text: Gemma Halbe)

Die Gesellschaft der Freunde des Klosters Preetz e.V. setzt sich seit vielen Jahren mit großem Engagement für die Restaurierung der Tafelbilder ein. Siehe Förderung »

Seit 1987 gibt es im Sommer eine Predigtreihe zu einzelnen Bildern in den Gottesdiensten der Klosterkirche.. Siehe Gottesdienste »

In den Sommermonaten werden zusätzlich zu allgemeinen Klosterführungen auch Führungen zu den Tafelbildern angeboten. Siehe Führungen »

Möchten Sie mehr über unsere Klostergeschichte wissen? Dann empfehlen wir Ihnen unseren reich bebilderten Klosterführer "Das Adelige Kloster zu Preetz – Geschichte, Grundherrschaft, Klosterhof" von Dr. Christian Stocks (Herausgeber: Gesellschaft der Freunde des Klosters Preetz e.V.). Sie erhalten das kleine Buch in der Klosterkirche während der Führungen, in der Klosterverwaltung sowie im Buchhandel zum Preis von 9,90 €. Siehe auch Klosterartikel »

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